Eingewöhnung nach dem Infans-Konzept/ Berliner Modell

Im Anschluss an mehrere Kennenlern-Gespräche und Abstimmungen bezüglich Verpflegungs- und Erziehungsfragen, planen wir 4-6 Wochen für die Aufnahme eines hinzukommenden Kindes ein. Jedes Kind wird einer festen Tagesmutter zugordnet, diese, ein Elternteil sowie das betreffende Kind, gestalten ausnahmslos gemeinsam die Eingewöhnungsphase nach dem sogenannten Berliner Modell:

1.-3. Tag: Kennenlern-Phase:

Gemeinsam mit ihrem Kind kommen Sie für etwa 1 Stunde in unsere Räume. Dabei versucht die Tagesmutter, sich dem Kind als direkter Spielpartner anzubieten, Sie nehmen sich in dieser Situation bitte etwas zurück, um den Aufbau einer Beziehung zum Kind zu ermöglichen. Ohne Druck erfährt das Kind Spielangebote, sollte es zu pflegerischen Tätigkeiten kommen, werden diese vom Elternteil durchgeführt, die Pflegemutter wohnt diesen nur bei. Sie als Elternteil fungieren in dieser ersten Phase als sicherer Hafen, welcher ein positiv besetztes Kennenlernen einer weiteren Bezugsperson zulässt.

4.-5. Tag: Erste kurze Trennung:

Wenn die ersten Bande zwischen Kind und Tagesmutter geknüpft sind, übernimmt diese zunehmend die Versorgung wie Füttern und Wickeln. Nun wagen wir einen ersten Trennungsversuch. Ist das Kind in einer Situation mit seiner Tagesmutter vertieft, ziehen Sie sich zurück. Sollte es zu Weinen beginnen, und dieser Zustand sich nicht innerhalb 5 Minuten bessern, kommen Sie wieder zu uns hinzu. Gemeinsam gestalten Sie sowie die Betreuerin eine Spielsituation mit dem Kind, um diesen Tag mit einem positiven Gefühl zu beenden.

Stellt sich diese Distanz zum Elternteil für das Kind problemlos dar, weiten wir die Trennung sukzessiv aus, bis der volle Betreuungsumfang erreicht ist. In dieser Zeit der Eingewöhnung sollten Sie immer innerhalb einer Viertelstunde in der Lage sein, ihr Kind in unseren Räumlichkeiten zu erreich Gerne erörtern wir Ihnen den gesamten Prozess noch einmal detailliert in unseren Vorgesprächen.

Eingewöhnungen verlaufen immer unterschiedlich, mit einem Mehr-Punkte-Plan lässt sich die Abnabelung besonders gefühlsstarke Kinder unterstützen, dazu hat die Autorin Nora Imlau ein hilfreiches Buch verfasst „So viel Freude, so viel Wut – Gefühlstarke Kinder verstehen und begleiten.“

Punkt 1: Einen Eingewöhnungsplan besprechen

Konkrete Vorgehensweise besprechen, Dauer an der Akzeptanz des Kindes ausrichten, anstatt „wird schon werden“-Attitüde.

Punkt 2: Eigenes Verhalten hinterfragen

Gefühlsstarke Kinder besitzen äußerst sensible Antennen für die Emotionen ihrer Eltern, und adaptieren oftmals deren Aufgeschlossenheit oder auch Ablehnung gegenüber der Eingewöhnung. Sind die Eltern selbst stark gefühlsbetont kommt es zu einer Wechselbeziehung im Verhalten von Elternteil und Kind. Dem Kind auch in dieser Beziehung ein Vorbild sein, der Erzieherin Sympathie und Vertrauen entgegenzubringen, macht es auch für das Kind viel leichter, dieses Verhalten zu übernehmen.

Punkt 3: Das Kennenlernen bereits im Vorfeld erleichtern

Bei kleinen Geschwisterkindern, besteht bereits eine Gewöhnungseffekt durch das regelmäßige Beiwohnen der Bring- und Abholtätigkeit durch die Eltern, aber auch „Erstlinge“ können im Rahmen einer kurzen Stippvisite bereits einmal einen Blick in die Kita werfen, hier einfach einmal Anfragen und einen Termin ausmachen.

Punkt 4: Dem Kennenlernen einen Sicheren Rahmen ermöglichen

Ungeduld ist die größte Herausforderung während einer Eingewöhnung. Um sich zu lösen, braucht das Kind eine Atmosphäre von Sicherheit, welche ihm nur eine vertraute Bezugsperson bieten kann, Deshalb ist es elementar, dass uns ein Elternteil an mindestens 3 Tagen zur Verfügung steht.

Punkt 5: Der Fels in der Brandung, der sich zurücknimmt

Die Eltern fungieren in der Eingewöhnung als sicherer Hafen, sie nehmen sich zurück und überlassen der Erzieherin die Rolle des Spielpartners. Sie ziehen sich zurück und betrachten die Interaktion zwischen Kind und Tagesmutter dabei wohlwollend. Sucht das Kind Nähe, können sie darauf jederzeit eingehen, ziehen es jedoch nicht eigenmächtig an sich heran, sie fordern es nicht zum Spiel auf, sondern überlassen diese Kontaktaufnahme der Erzieherin. Sie signalisieren ihrem Kind durch die Passivität eine Kontrolle der Situation, und erlauben ihm zeitgleich eine Kontaktaufnahme mit einer weiteren (Bezugs-)Person.

Punkt 6: Vertrauen muss erarbeitet werden

Kinder unterscheiden sich in ihrer Zugänglichkeit, während manche sofort am Gegenüber interessiert sind, bevorzugen andere eine subtile Kontaktaufnahme; hier ein liebevoller Blick, dort ein freundliches Lächeln. Die Erzieherin muss sich auf das Gegenüber einstellen und sich dessen Zuneigung individuell erarbeiten.

Punkt 7: Trennung erfordert Bindung

Ein guter Moment für einen ersten Trennungsmoment ist, wenn sich Kind und Erziehern bereits körperlich angenähert haben, das heißt, sich das Kind auf den Arm nehmen lässt, oder auch bereits auf den Schoß klettert, um vielleicht ein Bilderbuch anzuschauen. Wie sich die erste Trennung gestaltet, legt die Grundlage für weiteres Vorgehen.

Punkt 8: Trennung braucht eine Verabschiedung

Auch wenn man annimmt, dass eine heimliche Verabschiedung am Erfolgreichsten verlaufen würde, kann dies ein völlig überfordertes Kind zur Folge haben, weshalb immer ein ordentlicher Abschiedsgruß erfolgen sollte. Dem Kind noch einmal über die Wange streicheln, ein Küsschen geben, und sich dann verabschieden. Oft wird diese Trennung dann mit Weinen quittiert, eine völlig adäquate Reaktion; wer möchte schon seine liebsten Menschen einfach ziehen lassen, ohne den Hintergrund zu erfassen? Die Bildungswissenschaft begrüßt dieses Verhalten sogar, ist das Kind doch in der Lage, Gefühle zu artikulieren. Vermag es jetzt die Betreuungsperson dem Kind Trost zu spenden, ist viel gewonnen, denn Trost vermögen nur Menschen zu spenden, welche dem Kind vertraut.

Punkt 9: Individuelle Tempi

Eine erste Trennung, welche positiv verläuft, kann in Folge immer weiter ausgedehnt werden, ganz nach Bedarf des Kindes.

Punkt 10: Bindung kommt mit der Zeit

Von einer erfolgreichen Eingewöhnung spricht man, lässt sich das Kind den anfänglichen Abschiedsschmerz von der Erzieherin erfolgreich vertreiben, und findet dann in den gemeinsamen Alltag. Eine substantielle Bindung erreicht man allerdings erst nach mehreren Monaten. Dies lässt sich von Seiten der Eltern unterstützen, indem sie ihre Kinder während der gemeinsamen Zeit ebenso viel qualitativ hochwertige Zeit zukommen lassen, wie es die Erzieherin über den Tag zu. Das Kind soll erfahren, dass sich Elternhaus und Erzieherin gleichermaßen um es bemühen, es soll Rückversicherung durch die Eltern erhalten, dass sie es gerne zur Betreuung bringen, die Betreuung als „erweiterte Familie“ betrachten, aber sich Mindestens im selben Maß über gemeinsame Zeit freuen.

Punkt 11: Rituale und Abschied

Durch Rituale lässt sich Sicherheit von Tagesablauf sowie Struktur im Jahreskreislauf vermitteln. Im Alltag beispielsweise essen wir gemeinsam, reinigen zuvor unsere Hände und sprechen einen Tischspruch. Wir finden uns im Morgenkreis zusammen oder legen uns zum Mittagsschlaf. Hierzu kann man im weiteren Sinn auch Geburtstagsfeiern, oder Vorbereitungen zu Feiertagen zählen. Zu unseren Ritualen zählt auch die Verabschiedung der Eltern, hilfreich nehmen wir ein Kuscheltier der Kinder zur Hand, oder ein Fotoalbum der Familie, um sie über den Trennungsschmerz hinwegzutrösten. Ein Abschied stellt auch das Ende unseres Betreuungsverhältnisses dar, weswegen wir diesen Übergang auch schonend gestalten und für das Kind positiv besetzen möchten. Etwa 14 Tage zuvor beginnen wir den Umbruch in unserem Alltag zu thematisieren, und versuchen, das Kind in diesem Zusammenhang positiv zu stimmen, Auch die verbleibenden Kinder werden dabei integriert. Am finalen Tag verabschieden wir unser Kind mit einem kleinen Geschenk und packen ihm seine persönliche Erinnerungskiste, mit liebevollen Andenken an unsere gemeinsame Zeit.

Hier möchten wir Sie in diesem Zusammenhang über einen beispielhaften Tagesablauf informieren:

Der Tagesablauf ist stark abhängig von den Betreuungszeiten der Kinder.

Je nach Alter der Kinder planen wir auch individuelle Schlafphasen und Mahlzeiten ein. Ebenso sind Wickelzeiten nicht fest planbar, sondern erfolgen nach Bedarf.

7.00 Uhr bis 8.00Uhr

Ankunft der Kinder, kurze Informationen der Eltern, liebevolle Aufnahme,

Freies Spiel

8.00 Uhr bis 8.30 Uhr

Gemeinsames Frühstück mit allen Kindern am Tisch

8.30 Uhr bis 9.00 Uhr

Freies Spiel

9.00 Uhr bis 11.00 Uhr

gezielte Spielangebote (Morgenkreis mit Kreisspielen, Singen, Tanzen,

Fingerspiele, usw. Puzzeln, Malen, Basteln, Kneten, Bewegungsspiele,

Aufenthalte im Freien mit Spielplatzbesuchen, Spaziergängen)

11.00 Uhr bis 11.30 Uhr

gemeinsames Aufräumen und Vorbereitung des Mittagessens

(Hände waschen, Tisch decken, usw.)

11.30 Uhr bis 12.00

Uhr täglich frisches gemeinsames Mittagessen

12.00 Uhr bis 12.30 Uhr

Hände waschen, Gesichtchen reinigen, Mittagsschlaf

12.30 Uhr bis 14.00 Uhr

Mittagsruhe, Freies Spiel, Beginn der Abholung der Kinder